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vor dem Tore

Liedtext (Notenblatt) - Abbildungen - Melodie - Hintergrundinfos

... auch bekannt als "Der Lindenbaum"
"The Lindentree"
s.a. den Zyklus Winterreise

"Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus" -
mit diesen Versen beginnt die "Winterreise",
einer der bekanntesten Liederzyklen der Romantik,
mit dem Schubert eine Darstellung des existentiellen Schmerzes
des Menschen von fast schon mythischer Grösse gelang.

Im Jahre 1935 wurde ein Buch aufgelegt.
Titel: Am Brunnen vor dem Tore.
Autor: Paul Hain
Drei-Quellen-Verlag, Königsbrück

Notenblatt

Schubert   Silcher   Müller

Franz Schubert
(1797 - 1828)
schrieb die
Urfassung
Friedrich Silcher
(1789 - 1860)
bearbeitete
die Melodie
Wilhelm Müller
(1794 - 1827)
verfasste
den Text

Die Melodie als instrumentale (Free) mid-Datei

Hintergrundinfos zum Text und zur Melodie:

Musik:
In der Urfassung handelt es sich um das Stück Nr. 5 des Zyklus Winterreise von Franz Schubert (Deutsch-Verzeichnis Nr. 911-5). Auch Der Lindenbaum wurde ursprünglich für Solostimme und Klavier konzipiert. Das Lied ist nicht durchgängig in einem Tongeschlecht gehalten, sondern wechselt mehrmals, der inhaltlichen Stimmung folgend, zwischen Dur und Moll.

Text:
Der Text geht auf ein Gedicht aus der Sammlung „77 Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten“ von Wilhelm Müller aus dem Jahr 1821 zurück.
Im Gesamtzyklus verkörpert der Lindenbaum die schwermütige Erinnerung an das vergangene Liebesglück des jetzt einsam durch die unwirtliche Welt reisenden Ich-Erzählers. Die Linde, in deren Rinde er einst "so manches liebe Wort" geschnitten hatte, weckt in ihm heute, in dunkler, stürmischer Nacht, die Erinnerung an Ruhe und Glück. Er geht aber trotzdem an ihr vorbei und will sie nicht ansehen. Wenn ihm ihre Zweige "Komm her zu mir, Geselle, hier find´st Du deine Ruh'!" zuzurauschen scheinen, könnte diese Einladung aber auch auf Todesgedanken, wenn nicht gar latente Selbstmordabsichten hindeuten - weshalb sich der Erzähler auch nicht nach der Linde umwendet.
In vielen deutschen Ortschaften markierte die Linde den Versammlungs-, Gerichts- und Festplatz und wurde so zu einem Sinnbild der Gemeinschaft, als Baum der germanischen Göttin Freya auch als Symbol der Liebe. So steht sie im Text in großem Kontrast zur Einsamkeit des Wanderers.

Bearbeitungen:
Ursprünglich für Solo-Stimme und Klavier geschrieben, wurde "Am Brunnen vor dem Tore" vielfach bearbeitet. Bekannt geworden ist insbesondere die vereinfachte Fassung von Friedrich Silcher, in der Der Lindenbaum zu einem der populärsten deutschen Volkslieder geworden ist. Es wird heute häufig ohne Kenntnis seiner ursprünglichen Herkunft gesungen. Eine starke Rezeption erfolgte auch im Ausland, wo das Lied vielfach als typisch deutsch gilt.

Entstehung:
Wo Wilhelm Müller den Text für das Lied verfasst hat und was ihn dafür inspirierte, ist nicht eindeutig geklärt. Eine Theorie bezieht sich auf seine häufigen Reisen von Dessau nach Worms: Die Strasse, die zu dieser Zeit beide Städte miteinander verband, führte nachweisbar an einem Brunnen in Bad Sooden-Allendorf vorbei. Der so genannte Zimmersbrunnen steht unter einem Lindenbaum, wenige Meter davon entfernt befindet sich ein Tor aus Stein (in der Stadtmauer). Diese Dreierkombination ist äusserst selten und an dieser Strasse sogar einzigartig.
An diesem Brunnen hielten früher Reiter und Fuhrleute, um ihre Pferde zu tränken. Die Reisenden mussten also einige Zeit dort warten und konnten unter dem Baum Platz nehmen. Anzunehmen ist, dass Müller in der Wartezeit auf die Idee zu dem Gedicht kam. Der originale Lindenbaum fiel im Jahr 1912 mit einem Alter von etwa 500 Jahren. 1914 wurde ein neuer gepflanzt. Auch das originale Steintor wurde zerstört, aber mittlerweile neu aufgebaut. Der Brunnen ist noch derselbe. In seiner Nähe wurde eine Metalltafel mit dem Liedtext aufgestellt.

Wirkungsgeschichte:
In vielen Bearbeitungen ist Der Lindenbaum zu einem beliebten Bestandteil des Repertoires der Gesangsvereine geworden. Dabei ist oft die ambivalente Haltung des Liedes einer verharmlosenden Romantisierung gewichen.
Eine leitmotivische Rolle spielt Der Lindenbaum im Roman Der Zauberberg von Thomas Mann. Im Kapitel Fülle des Wohllauts hört es sich Hans Castorp hingebungsvoll auf einer Grammofon-Platte an. Im Schlusskapitel Der Donnerschlag zieht er mit dem Lied auf den Lippen in den Krieg; der Lindenbaum wird zum Symbol seiner sieben sorglosen Jahre im Sanatorium Berghof. Verdeckt zitiert wird das Lied auch in Manns Doktor Faustus.
Am Brunnen vor dem Tore ist auch der Titel eines Heimatfilms von 1952 von Kurt Ulrich mit Sonja Ziemann und Heli Finkenzeller, wo ein Gasthaus seinen Namen vom Liedtitel entlehnt.

Quelle (Text + Abbildungen):
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Silcher-Museum

Zum Schmunzeln:
Der völlig unbegabte Bariton: "... und nun singe ich -Am Brunnen vor dem Tore-."
Ein völlig entnervter Zuhörer: " das ist auch ganz gut so, hier drinnen hört ihnen ja sowieso keiner mehr zu!"

Brunnen
Am Brunnen vor dem Tore
Volkslieder in Bildern Nr. 7 nach Originalen
von Hans Baluschek (1870-1935)
Wohlfahrtskarte der Deutschen Kolonial-Kriegerspende

Abbildung: © Ingo Bermühlen Verlag, Berlin - 1917

- hs -

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